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67. Calzadilla de la Cueza - Bercianos del Real Camino

Camino vor Bercianos del Real Camino Mittwoch, 12. Oktober 2005

34 km / 7 h
Calzadilla de la Cueza – Ledigos – Sahagún - Bercianos del Real Camino
Bei idealen Wetterbedingungen, bedeckt aber keinen Regen, starte ich nach dem Zmorge in der nahe bei der Herberge gelegenen Bar. Ich wandere ganz alleine mein eigenes Tempo 14 Kilometer ohne Pause bis zum Kaff San Nicolás del Real Camino. In der Bar hier bestelle ich bei der unfreundlichen Bedienung ein Bocadillo und Mineralwasser. Der kurze Abstecher zur Ermita Virgen del Puente ist lohnenswert. Erstens ist der Weg viel schöner als der Landstrasse entlang und zweitens bildet die alte Kirche ein herrliches Motiv zum fotografieren. Am frühen Nachmittag erreiche ich den berühmten, grösseren Ort Sahagún. Hier gefällt es mir, darum raste ich hier, esse bereits ein zweites Bocadillo heute und besichtige einige markante Gebäude, Kirchen und den Torbogen Arco de San Benito.
Ausgangs Sahagún überquere ich den Fluss Rio Cea. Hier soll die Mitte des Camino Frances sein! Auf einer eher langweiligen Piste direkt neben der Landstrasse wandere ich weiter. Dabei muss ich immer wieder an die schönen und abwechslungsreichen Pfade in Frankreich denken. Wo gefällt es mir eigentlich besser? Hier in Spanien oder vorher in Frankreich? Spanien ist ganz anders als Frankreich, aber auch gut! In Frankreich ist die Landschaft faszinierend, alles grün und fruchtbar, abwechslungsreich. Hier ist es öde, braun, karg, langweilig und eben auch faszinierend. In Frankreich geht Der Weg immer auf und ab, Steigungen von mehreren hundert Höhenmeter sind an der Tagesordnung. In Spanien ist es viel flacher, man kommt schneller voran und weiter. In Frankreich hat es viel weniger Pilger unterwegs. Die wenigen sind fast alles Franzosen. Am Tag und auch am Abend war ich oft alleine. Hier hat es viele Pilger aus der ganzen Welt, am Abend ist immer was los! Kulinarisch sind die verschiedenen Regionen von Frankreich sensationell. Hier steht die Spiritualität im Vordergrund. Liegt das an Spanien oder an der Nähe des Grabes vom Jakobus? Vielleicht bin ich auch geprägt von der langen Dauer meines Pilgerlebens! Die Frage, wo es mir besser gefällt, kann ich nicht beantworten. Muss ich ja auch nicht.
Bei Calzada del Coto, etwa fünf Kilometer nach Sahagún, muss ich entscheiden, für die Herberge an der Nebenroute in etwa einem Kilometer oder auf dem Hauptweg sechs Kilometer weiter bis Bercianos del Real Camino. Ich entscheide mich für die zweite Variante. Der Weg führt also immer noch unschön neben der Landstrasse her. Der Himmel verdunkelt sich zusehends, und ich beschleunige mein Tempo wegen des drohenden Regens. Zwei Kilometer vor der Herberge passiert es, es giesst sofort wie aus Kübeln. Ich bin schon pflotschnass bevor ich die Regenjacke angezogen habe. Triefend renne ich unter Blitz, Donner und Platzregen der Unterkunft entgegen.
Die aus rotbraunen Lehmziegel gebaute Herberge wird noch nach alter Pilgertradition geführt, mit gemeinsamem Gottesdienst und gemeinsamen Nachtessen. Im Schlafsaal treffe ich einen deutschen Pilger, Ewald, der mir schon in der letzten Herberge aufgefallen ist. Weil hier beim Nachtessen jeder einen Beitrag leisten soll, gehe ich mit Ewald im Lebensmittelladen Proviant und je eine Flasche Rosé einkaufen. Die Auswahl von Wein ist in diesem Saftladen sehr bescheiden, eine Sorte Roséwein in 7dl Flaschen und einen Rotwein in einer 1l Kartonschachtel. Bevor wir zur Herberge zurück kehren trinken wir noch ein Bier in der Dorfbeiz.
Die Messe, das heisst eher eine Pilgerandacht wird von einem jungen deutschen Pilger, von uns Pfarrer genannt, geleitet. Seine spanische Freundin assistiert ihm dabei. Als die Andacht fertig und die Kerzen ausgeblasen sind, wird aus dem Mitgebrachten von allen in der Küche ein Essen zubereitet. Das gemeinsame Nachtessen mit den etwa 20 internationalen Pilgern ist sehr interessant. Als Höhepunkt verteile ich etwa ein halbes Kilo Schweizer Schokolade, die meine Tochter mir nach Burgos mitgebracht hat.